Stromnetze auf der ganzen Welt arbeiten nach dem gleichen Grundprinzip, sie sind in Spannungsebenen aufgeteilt. Je höher die Spannung, desto niedriger sind die Übertragungsverluste. Deshalb ist die Spannung bei Überlandleitungen besonders hoch (Übertragungsnetze). Die nächste Ebene sind die regionalen Mittelspannungsnetze, es folgen die Niederspannungsnetze, die den Strom in der gewünschten Spannung an die Endkunden transportieren (Verteilnetze). Zur Änderung der Spannung zwischen den Spannungsebenen werden Umspannwerke und Transformatoren genutzt. Insgesamt ist das Stromnetz in Deutschland über 1,7 Millionen Kilometer lang, das von EWR fast 7.000 Kilometer.
Deutschland als Vorbild
Weltweit gilt das deutsche Stromnetz als vorbildlich. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt weltweit Projekte, u.a. im Bereich der Energieversorgung und der Erneuerbaren Energien. Ein Fokus ist die Weiterbildung von ausländischen Experten durch deutsche Unternehmen. Einen solchen Workshop führte die Darmstädter Firma „Energynautics GmbH“ durch. Sie organisierte den Besuch von acht thailändischen Ingenieuren des dortigen Stromnetzbetreibers PEA, die die EWR Netz GmbH besuchten.
Was machen die Deutschen anders?
Die asiatischen Besucher wollten vor allem wissen, was die deutschen Kollegen anders machen. Zuerst besuchte die Delegation die Netzleitstelle in Worms, die das gesamte EWR Stromnetz in Rheinhessen und dem Ried überwacht. Auf großen Monitoren haben die Fachleute immer alles im Blick. Jakob Weiler, Elektroniker für Betriebstechnik, erklärte die Funktionsweise und beantwortete Fragen: „Können alle Umspannanlagen ferngesteuert werden?“, „Wie werden die Trafostationen gekühlt?“, „Wie wird im Notfall kommuniziert?“
Spezialfragen an Spezialisten
Wesentlich war für die Besucher die Frage nach der Notfallkommunikation. Die verwendete Kommunikationsfrequenz in Thailand leidet unter Überlastungsproblemen, da sie nicht nur von PEA verwendet wird. Das führt immer wieder zu Verständigungsproblemen, die im Ernstfall fatale Folgen haben können. Zwar besteht bei den Asiaten die Bestrebung auf Mobilfunk auszuweichen, aber auch dieser ist nicht ohne Funklöcher. Hier konnten die EWR-Leute angeben, dass die Kommunikation sowohl über Glasfaser läuft, als auch über den eigens installierten und stabilen „TETRA-Funk“. Unangenehm wurde es bei der Frage nach den häufigsten Fehlerursachen. Dazu Jakob Weiler: „Meist sind es Bagger. Zwar bekommen alle Baufirmen immer die aktuellen Pläne, aber nicht alle Baggerfahrer scheinen sie auch zu lesen...“
Der Tag führte die Delegation noch zu einer Ortsnetzstation, in der zusätzliche Messtechnik und ein Batteriesystem mit intelligenter Steuerung in einem gemeinsamen Projekt zwischen der EWR Netz GmbH und der Energynautics GmbH verbaut ist.